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Iss weniger, beweg Dich mehr!

Warum „Iss weniger – beweg Dich mehr!“ als Abnehm-Methode nicht funktionieren kann, ist eigentlich schnell erklärt: Du kannst Deinen Körper nicht überstimmen, der sitzt am längeren Hebel. Immer. Und er passt sich an alles an. Er hat vor allem anderen die Aufgabe, zu Leben. Damit das nicht in Gefahr gerät, muss er Deinen kompletten Alltag ausbalancieren. In jedem einzelnen Moment. Wie das genau aussieht, und wie Du das berücksichtigen kannst, damit Du trotzdem abnimmst dazu komme ich in späteren Sendungen. Offen gesagt: in sehr, sehr vielen späteren Sendungen. 

Heute finde ich es wichtig, Dir so ein bisschen die Richtung zu zeigen, in die ich Dich mitnehmen möchte. Du sollst Deine Zeit ja nicht unnötigerweise mit mir verbringen, wenn ich nichts zu sagen habe, das Dich interessiert.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus all meinen Jahren zwischen den Büchern ist: Die Medizin ignoriert ihre eigenen Lehren. Warum vermag ich nicht zu sagen, da habe ich keine Einblicke, da will ich auch nicht drüber spekulieren, sonst finde ich mich am Ende bei den Aluhüten und Verschwörern wieder, wo ich wirklich nicht hingehöre. 

Im Medizinstudium lernt man anscheinend nichts über Ernährung, sagt unter anderem Dr. Anne Fleck. Ein Arzt, der sagt: „Ernähren Sie sich gesünder“, hat also oft gar keine Ahnung, wovon er redet. 

Laut statistischem Bundesamt 2019 ist etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland übergewichtig (61% der Männer und 47% der Frauen), ca. 33% sind schwer übergewichtig und 18,5% sind adipös. Die Zahl der an Diabetes Typ2 Erkrankten steigt unaufhaltsam weiter steil an, und die Diabetespatientinnen und -patienten werden immer jünger: Mittlerweile erkranken kleine Kinder an dem, was noch in den 1980er Jahren „Altersdiabetes“ genannt wurde. In den Vereinigten Staaten sind 75% übergewichtig. Und wenn sich bei uns nichts verändert, kommen wir da locker auch noch hin. 

Mir drängt sich da die Frage auf, ob es für diese Entwicklung vielleicht eine Ursache gibt, die wir alle selbst beeinflussen könnten. 

Was ist heute anders als in den 1980er Jahren und davor, als Diabetes noch fast ausschließlich ältere Menschen betraf? Es gab Frühstück, Mittag, Abendbrot und es war völlig normal, dass man nur drei Mahlzeiten aß und dazwischen trotzdem nicht in Notlagen geriet.

Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre war das Prinzip Frühstück, Mittag, Abendbrot aber plötzlich nicht mehr richtig und in allen Medien wurde empfohlen, Zwischenmahlzeiten in den Tag einzustreuen und mindestens fünf Mahlzeiten pro Tag zu essen. Die Lebensmittelindustrie sprang mit großer Begeisterung auf diesen Zug auf und bot alles an, was man nur für kleines Geld herstellen und großes Geld verkaufen konnte. Die neue Lust am Snack führte so schon sehr bald zu grundlegenden Veränderungen der Sortimente von Supermärkten und Bäckereien. Und das war nicht alles: Jahrmarktstände wurden zu stationären Buden, häufig in Bahnhofsnähe, die Pizzastücke für eine Mark oder Croissants mit verschiedenen Füllungen anboten. Und dann kam McDonalds …

Eine ausführliche Kulturgeschichte der Zwischenmahlzeit würde uns in diesem Moment zu weit von unserem Ziel entfernen, den Fehler zu finden, deshalb erzähle ich sie an dieser Stelle auch nicht weiter. Ich blicke aber noch kurz darauf, was als Zwischenmahlzeit gegessen wurde: Die Werbung empfahl Süßigkeiten: Knoppers und Müller Milchreis. Die Brigitte-Diät schlug Marmeladen-Knäcke und schwarzen Kaffee vor, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, empfiehlt von je her einen sehr hohen Anteil an Getreide und Stärkehaltigen Lebensmitteln egal für welche Mahlzeit. 

Mal ganz kurz zurück auf Anfang: Alle Lebewesen essen und trinken, weil sie ihre Körper mit Nährstoffen versorgen müssen, um zu leben. Könnte uns dieser Grund eventuell irgendwo abhanden gekommen sein? Morgens Brötchen, mittags Currywurst-Pommes, abends Pizza, zwischendurch Croissant und Kekse. Wo sind da Nährstoffe? Und wenn da kaum Nährstoffe drin sind, warum essen wir das? Und jetzt alle: „Das ist sooo lecker!“ Und: Ja, das ist ein Grund, etwas zu essen. Finde ich. Wenn wir das aber als Grund nehmen, ausschließlich nährstofffreie Mahlzeiten zu essen, dann bekommt unser Essen unserem Körper nicht. Und das sehen wir in den Statistiken vom Anfang. 

Dass uns diese Art zu essen und zu trinken nicht bekommt, zeigt sich leider nicht unmittelbar nach dem Essen, das nagt über Jahre an unserer Gesundheit – und an unseren Jeansnähten. Die Ernährungs-Fachgesellschaften sagen uns das nicht. Stattdessen ist die Basis der Ernährungsempfehlungen ausgesprochen nährstoffarm und verarmt immer weiter: „Damit wir das Ziel einer pflanzenbetonten Ernährungsweise erreichen können, muss der Verbrauch von Gemüse inkl. Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Kartoffeln und Nüssen noch deutlich steigen und der Verbrauch von tierischen Lebensmitteln stark sinken“, schreibt Prof. Dr. Kurt Gedrich, TU München im ersten Kapitel des 14. Ernährungsberichts der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). 

Das ist ne Katastrophe. Das ist ein echte Katastrophe für die allgemeine Gesundheit. Wir sind ja schon mangelernährt, ohne eine Pflanzenbetonte Ernährung überhaupt anzustreben. Und ja: Ich bin keine Fachperson, aber das kann ich auch ohne Wissenschaftlichen Hintergrund erkennen: Menschen sind Omnivoren. Das heißt Allesfresser. Eine pflanzenbetonte Ernährung ist keine artgerechte Ernährung. Und über Kurz oder Lang werden wir da ganz neue Zivilisationskrankheiten sehen, mal abgesehen von einem wahrscheinlich noch steileren Anstieg der Diabetesrate.

Wir haben die kaputte Stelle gefunden, würde ich sagen: „Mangelernährung bei gleichzeitiger Überfütterung“, So hat es Sarah Wiener schon vor ein paar Jahren sehr hübsch auf den Punkt gebracht. Was das konkret heißt und woran wir drehen können, damit uns unser Essen wieder besser bekommt, und wir dabei auch noch abnehmen, darum geht’s in meinem Podcast.