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Intervallfasten musst Du unbedingt ausprobieren

In der vergangenen Sendung hatte ich ja schon angedeutet, dass ich keine Freundin des Nutritionismus bin, also der Verwissenschaftlichung der Ernährung. Wissenschaftler streiten sich zum Beispiel seit Jahrzehnten, ob nun Low-Fat oder Low-Carb die richtige Idee zum gesunden Abnehmen sei oder ob eine vegane Ernährung einer ketogenen Ernährung überlegen ist oder umgekehrt und sie kommen damit auf keinen grünen Zweig. Die Untersuchungen enden einfach oft unentschieden. Ich finde, es ist allerhöchste Zeit, zu fragen, ob das überhaupt die richtigen Fragen sind und ob man Forschungsgelder nicht wirklich sinnvoller investieren könnte.

Mit der allgemeinen Gesundheit ging es rasant bergab und mit dem allgemeinen Gewicht rasant bergauf, als die Wisschschaft die Lehrmeinung schuf, die Menschheit müsse fettarm essen, um nicht herzkrank zu werden – was so niemals gestimmt hat. Im nächsten Moment hieß es dann, Fett mache fett, weil es doppelt so viele Kalorien enthält wie Eiweiß oder Kohlenhydrate. Es ist ja eine Tatsache, dass Fett etwa doppelt so viel Energie enthält wie Kohlenhydrate oder Proteine, aber die Schlussfolgerung, dass Fett fett macht, ist völlig falsch. Die korrekte Schlussfolgerung ist, dass Fett ein besserer Energielieferant ist als Kohlenhydrate, weil sich mehr Energie daraus gewinnen lässt.

Wenn Dinge nur oft genug wiederholt werden, werden sie zu Allgemeinwissen, ob sie nun wahr sind oder nicht. Darin liegt eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Gesundheit. Denn alles, was der Industrie hilft, mehr zu verkaufen, wird – erfahrungsgemäß – ziemlich oft wiederholt. Und sei es bloß in der Werbung.

„Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“, zum Beispiel, ist nichts als eine Werbebotschaft, die John Harvey Kellogg vor etwas mehr als 100 Jahren prägte, um damit Cornflakes zu verkaufen. Und auch „10.000 Schritte am Tag für die Herzgesundheit“ war zunächst bloß Werbung für einen Schrittzähler, der in den 1960er Jahren in Japan erfunden worden war, bevor diese Idee ungeprüft ins Allgemeinwissen einfloss.

Apropos Frühstück: Wenn Du am liebsten Süßes frühstückst, könnte das eventuell ein Hinweis darauf sein, dass Du das Frühstück einfach weglassen kannst. Süße Sachen wie Marmeladenbrötchen oder Cornflakes haben an Nährstoffen kaum was zu bieten, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass Du ein Mensch bist, der seine Nährstoffe und damit auch die erste Mahlzeit des Tages erst später braucht. 

Auch für die Energie ist süßes Frühstück keine so gute Idee. Jede Mahlzeit erhöht den Blutzucker. Aber eine zuckrige Mahlzeit lässt den Blutzuckerspiegel sehr steil ansteigen, woraufhin die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ausschüttet, als konkret benötigt wird, um den überschüssigen Zucker schnellstmöglich in die Zellen zu räumen und damit den Blutzuckerspiegel zu normalisieren. Durch das Zuviel an Insulin sinkt der Blutzucker unter den Normalwert, woraufhin Du dann das Signal bekommst, dass Du besser schnell etwas essen solltest. Kennst Du bestimmt, dass Du bei der Arbeit auf einer Nebenspur nach Keksen suchst. Das ist die berühmte Insulinschaukel. Und die nagt an Deiner Konzentration. 

Frühstück ist also eigentlich die Mahlzeit des Tages, die Du nicht vermasseln solltest, damit Du nicht den ganzen Tag Deiner Energie hinterherrennst. Und mit dem Weglassen des Frühstücks sind wir beim Intervallfasten angelangt. 

Intervallfasten kann sich fürs Abnehmen richtig lohnen! Das können wirklich mal alle für ein paar Tage ausprobieren. 14-17 Stunden fasten, 7-10 Stunden, in denen zwei bis drei Mahlzeiten verteilt werden können. Es geht dabei nicht darum, wie die gern mal behaupten, die es nicht verstanden haben, weniger Mahlzeiten zu essen und damit weniger Kalorien aufzunehmen. Es geht darum, die Stoffwechsellage in der Du morgens bist, wenn Du über Nacht nichts gegessen hast, in den Tag hinein zu verlängern. Allerdings: Damit das klappt, darfst Du auch keine Milch und keinen Zucker in Deinen Kaffee oder Tee geben. Es geht, wie gesagt, nicht um die paar Kalorien, es geht um die Stoffwechsellage. Du kommst über Nacht in die Stoffwechsellage, in der der Körper die Energie aus Fett gewinnt, nicht aus Glukose.

Das mit dem Kaffee war der Punkt, an dem ich lange sagte, „ich mach das nicht, schwarzen Kaffee kriege ich nicht runter“. Inzwischen kann ich schwarzen Kaffee sehr gut trinken, aber für alle, die dahin eine kleine Brücke brauchen, ist Null-Kohlenhydrate-Mandelmilch (unbedingt auf der Nährwert-Tabelle nachsehen) eine ganz hervorragende Lösung. Hafermilch geht nicht, die hat leider zu viele Kohlenhydrate, die unterbricht das Fasten. 

Bulletproof Coffee wäre noch eine andere Möglichkeit. Das ist Kaffee mit Butter und/oder Kokosöl und/oder MCT-Öl, das sind konzentrierte Mittelkettige Triglyceride, die verschiedene gesundheitliche Vorteile haben können, aber darüber ein andermal mehr. Bulletproof Coffe wird im Mixer, Smoothiemaker oder mit dem Pürierstab aufgeschäumt, schmeckt tatsächlich besser als es gerade klingt und Fett unterbricht die Stoffwechsellage nicht. Eine Sache spricht allerdings dagegen – oder aber dafür, das nur mal im Ausnahmefall zu machen: Du möchtest Dein Fett zur Energiegewinnung nutzen, nicht das aus Deinem Kaffee, an das der Körper ja in dem Moment viel leichter rankäme, und wo er kann, wählt er den leichteren Weg.

Ich lese immer wieder, Zucker, bzw. Kohlenhydrate, bzw. Glukose wäre der bevorzugte Treibstoff des Körpers. Das ist nur im Wortsinne korrekt: der Körper zieht, wenn vorhanden, Kohlenhydrate vor. Das macht er, weil es gefährlich wäre, wenn er zuließe, dass der Blutzuckerspiegel zu stark ansteigt. Der bessere Treibstoff sind die Fette. Da sprechen wir auch an einem anderen Tag genauer drüber.

Ein idealer Intervallfastentag könnte zum Beispiel so aussehen: Die erste Mahlzeit um 12:00, die zweite gegen 15:00, die dritte gegen 18:30. Probier’s einfach mal aus. Du kannst es natürlich auch mit zwei Mahlzeiten probieren, es ist mit dreien am Anfang aber bedeutend einfacher. Ich bin eine Freundin der Idee, an einer Schraube zur Zeit zu drehen, damit Du weißt, welche Schraube eine Wirkung hat. Weitere Schrauben, um die Wirksamkeit noch zu verstärken, kannst Du immer zu einem späteren Zeitpunkt dazunehmen. 

Um einigermaßen sorgenfrei zu einem idealen 17:7-Rhythmus zu kommen, kannst Du Dein Frühstück jeden Tag um eine Stunde weiterschieben, bis Du da bist. Es muss nicht immer alles jetzt sofort geschehen. „Jetzt sofort“ und „Alles anders“ sind zwei der größten Feinde einer gesunden Abnahme, mit der Du auch langfristig Deine Erfolge halten kannst. 

Alle reden von 16:8, wieso ist plötzlich 17:7 so toll? Der Grund dafür ist eine Stunde mehr Autophagie. Autophagie ist, kurz gesagt, der Moment, in dem Dein Körper den Müll rausbringt. Autophagie sorgt für ein Gleichgewicht zwischen der Produktion neuer und dem Abbau alter Zellbestandteile und wird durchs Fasten ausgelöst. Du stärkst damit Dein Immunsystem, verminderst entzündliche Prozesse, verlangsamst Deine Alterung und hilfst dem Körper damit vor allem auch, sich gegen chronische Erkrankungen zur Wehr zu setzen. Dem Japaner Yoshinori Ōsumi wurde für seine Entdeckungen auf dem Gebiet 2016 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin verliehen.

Intervallfasten hat, ganz nebenbei, zusammen mit einer vernünftigen, gesunden Ernährung, Du weißt schon: viele Lebensmittel, nicht ganz so viele Genussmittel, und den 5 Regeln aus der zweiten Sendung, absolut das Zeug dazu, Dich in diese Jeans zu bringen, die Du so gern tragen möchtest, und dabei sogar noch atmen zu können.

Ich habe heute gedacht, was für eine schöne Idee, das mal wieder eine Weile zu machen und habe selbst wieder angefangen, 17:7 zu fasten. Mach einfach mit.